Beat Heri

Beat Heri
Präsidialer Autodidakt. Der Zürcher, den das Bluegrass-Virus schon im Teenageralter gepackt hat, ist seiner frühen Leidenschaft bis heute treu geblieben. Aber immer mit offenem Ohr auch für andere Musikrichtungen.

Woher kommst Du? Ich bin in Zürich geboren und aufgewachsen. Heute lebe ich im Zürcher Unterland, in ­Neerach.

Warum spielst Du gerade dieses Instrument und seit wann? Ich bin schon seit meiner Jugend Bluegrass-Fan. Bill Monroe imponierte mir schon immer. Ich hatte das Glück, ihn mehrmals bei Liveauftritten erleben zu dürfen. Ich denke, dass ich durch ihn inspiriert wurde. Mein inzwischen verstorbener Freund Kurt Stadlin hat mir vor 17 Jahren eine Mandoline geschenkt. Die liebste meiner Mandolinen ist heute meine Gibson A4 von 1917.

Welche Ausbildung an diesem Instrument hast Du? Ich bin Autodidakt, wollte aber immer schon eine ordentliche Ausbildung machen. Das hat sich leider aus verschiedenen Gründen nie ergeben.

Wann und wo war Dein erstes Konzert? 1964 als Teenager mit meiner damaligen Skiffle-Group im Schweighof-Saal in Zürich. Damals spielte ich Tenorbanjo. Dann 40 Jahre später mit der Big STONE Old Time Country Band auf dem Festival 2004 in Winkel. Ich besass die Mandoline damals gerade mal drei Monate und habe Blut geschwitzt.

Hast Du noch Lampenfieber? Nein, ich würde das eher eine freudige Anspannung nennen. Wenn aber grossartige Musiker unter den Zuschauern anwesend sind, die ich kenne, ist diese Anspannung eindeutig grösser.

Welche musikalischen Vorbilder hast Du? Als Teenager hatte ich, wie erwähnt, eine Skiffle-Group. Da war eindeutig Lonnie Donegan mein Hero. Ich hatte das Glück, Lonnie nach einem Konzert in Zürich persönlich kennenzulernen. Er hat mich sogar zu sich nach London eingeladen. Eine tolle Sache! War er doch der beliebteste und einflussreichste britische Musiker vor den Beatles. Er hatte mehr als 30 Tophits. Trotzdem kannten und kennen ihn viele Menschen in der Schweiz nicht. Er ist leider 2002 an einem Herzstillstand verstorben, kurz nach einer Show hinter der Bühne! Was für ein Tod für einen Vollblutmusiker!

Welche Musik hörst Du? Eigentlich gibt es fast keine Musik, die ich nicht gerne höre. Das beginnt bei Klassik, Jazz, Rock ’n’ Roll, Blues, Folk, Country. So ziemlich die ganze Palette. Aber vor allem natürlich Bluegrass und Old-Time-Musik.

Welcher Song ist aus Deiner Sicht das „Mass aller Dinge“? Da gibt es mehr als einen! Und zwar nicht nur Bluegrass-Songs. Ich finde einige Lieder von Bob Dylan genial. Er hat sensationelle Texte geschrieben! Dann Boudewijn de Groot, ein Singer/Songwriter aus den Niederlanden, wo ich einige Zeit gelebt habe. Er schrieb schöne Balladen, aber auch Lieder mit surrealen Texten wie Verdronken Vlinder und Het Land Van Maas Een Waal. Sehr speziell!

Mit wem hast Du schon alles zusammengespielt? Das waren vor allem Musiker bei Jamsessions vor Publikum auf der Bühne bei unseren Festivals. Da waren Leute wie Dale Ann Bradley, Steve Gulley, Rachel Eddy und Bands wie Special Consensus mit Greg Cahill und The Po’ Ramblin’ Boys. Natürlich auch europäische und Schweizer Bands wie die Blue Grass Boogiemen, 4 Wheel Drive, Bluedust, Ruben & Matt And The Truffle Valley Boys, The Rockridge Brothers, Misty Blue, Bluegrass Beans, The Country Pickers, Marc & The Boiled Crawfish und viele andere. Das waren jedes Mal tolle Erlebnisse!

Hast Du ausser Bluegrass noch andere Musik gemacht? Wie schon erwähnt, hatte ich als Teenager meine eigene Band, die Titanic Skiffle Group. Nicht, dass wir uns als Titanen betrachteten … Der Name stammt von einem Songtitel. Die Band bestand aber nur zwei Jahre. Danach war über 40 Jahre lang Musikpause!

Welches andere Instrument würdest Du gerne spielen können? Das 5-String-Banjo ist ein wunderbares Instrument. Vor über 30 Jahren hatte ich mal kurz Unterricht bei Jens Krüger. Aber als Banjo­picker bin ich gänzlich ungeeignet. Dafür habe ich damals von Jens viel über Bluegrass und Old-Time gelernt.

Würdest Du gern ein eigenes Projekt starten? Unser grösstes Projekt – das Old Time Country Festival in Winkel – habe ich als Präsident des American Folk Club Rocking Chair zusammen mit dem Vorstand und den OK-Mitgliedern im Corona-Jahr aufgegeben. Das Festival wurde immerhin 20-mal durchgeführt, davon zehnmal unter meiner Ägide. Wir haben beschlossen, dass wir das nicht wieder aufleben lassen wollen. Aber der Verein lebt, und es gibt noch genügend laufende Projekte, die uns immer wieder auf Trab halten. Ausserdem organisiere ich immer wieder Konzerte. So diesen  Oktober mit The Original Five aus Schweden  (siehe Ausgehtipp S. 56) und im Mai 2022 eines mit Seth Mulder & Midnight Run aus den USA. Dazu kommen noch meine Aufgaben als Präsident der SBMA und Redaktor der SBMA News. Ich suche keine neuen Projekte mehr …

Was machst Du beruflich? Ich war Verkaufsleiter bei einem grossen Aluminiumproduzenten, bin aber seit elf Jahren pensioniert.

Hast Du Familie und zeichnet sich da eine musikalische Nachfolge ab? Ich habe zwei Söhne, die ganz andere Hobbys haben. Von meinen drei Enkelkindern spielen zwei Geige. Alina ist vor Jahren als kleines Mädchen mit der Big STONE Old Time Country Band auf unserem Festival aufgetreten. Das war ein wunderschönes Erlebnis. Und zwar für sie wie auch für den Grosspapi! Allerdings ist heute die Zeit für die Musik der beiden Älteren wegen ihrer Ausbildungen beschränkt. Die jüngste Enkelin wird demnächst vier Jahre alt und ist deshalb noch nicht aktiv.

Welche Frage würdest Du Dir noch stellen, die wir nicht gestellt haben (und auch gleich beantworten)? Wer wird einmal deine Aufgaben bei der SBMA übernehmen? Es würde mich kolossal freuen, wenn sich Lösungen abzeichnen würden …

Kontakt: Beat Heri  |  www.big-stone.ch