Bob Kohli, der Picker

Bob Kohli
Den Auftakt zur neuen Country Style-Serie über die Männer – und Frauen –, die  instrumental wichtig sind für den Klang einer Band, macht „Bob, der Picker“ Kohli. Seit beinahe Menschengedenken zupft er an jenem Instrument herum, das die Emotionen, die in der Country-Musik stecken, wie kein zweites in die Herzen der Fans zu transportieren vermag. Rote Mütze, weisser Bart und seine Pedal-Steel-Guitar sind längst ein Markenzeichen und Qualitätssiegel geworden auf hiesigen Hillbilly-Bühnen.

Woher kommst Du? Grenchen. Seit 39 Jahren Vauffelin, zu Deutsch Füglisthal.

Warum spielst Du gerade dieses Instrument und seit wann? Meine Eltern ermöglichten mir Gitarrenstunden. Der einzige Lehrer, den sie kannten, war aber Lap-Steeler. Bin spontan hängen geblieben.

Welche Ausbildung an diesem Instrument hast Du? Drei Jahre Lap-Steel nach Noten. Mühsame Jahre mit Non-Pedal-Steel im Selbststudium. 1980 erste Doubleneck-Pedal-Steel gekauft. Mit E9- und C6-Hals (Lap-Steel verwandt). 1992 Advanced-Level-Seminar in England bei Jeff Newman.

Wann und wo war Dein erstes Konzert? Als Schüler 1959 beim Polizei-Freundschaftsschiessen Grenchen. Transport im Polizeifahrzeug. Gage 20 Franken und handbemalter Keramikteller.

Hast Du noch Lampenfieber? Ja, wenn ich nicht sicher bin, ob meine Kollegen beim Summer Clouds den D-Moll-Akkord korrekt platzieren. Ich bin mit Paul Franklin einig, der bei einem Steeler-Treffen nach fünf Patzern sagte: „Supermusiker zu sein bringt nichts, wenn man den Song nicht kennt.“

Welche musikalischen Vorbilder hast Du? Lloyd Green, der immer noch innovativste Steeler mit dem tollsten Feeling. Mit seinem sehr alten Instrument, E9-Hals, drei Fusspedalen und vier Kniehebeln klingt er einfach genial. Robert Randolph mit verzerrtem Rocksound oder Lap-Steel-Rocker Al Perkins, Ex-Stones, faszinieren mich. Wieso immer engelsglockenreine klassische Steel-Töne?

Welche Musik hörst Du? Jeden Musikstil mit Rhythmus und erkennbarer Akkordstruktur. Bin Fan der Hammondorgel. Alles von SFR1, wenn meine Frau den Abstellknopf nicht findet …

Welcher Song ist aus Deiner Sicht das „Mass aller Dinge“? Kann ich nicht definieren. Es gibt so viele Tophits in allen Musiksparten, nicht nur im Bereich Country oder Steel-Guitar.

Mit wem hast Du schon alles zusammengespielt? Black Hawks, Buddy Dee, Country Stew, Heinz Flueckiger, Honky Tonk Pickers, Las Vegas Country Band, NadaCowboys, Nashville Train, Possum Pie, Rolf Fritschi, Rolf Raggenbass auf Kreuzfahrten und mit dem Swiss-Country-Allstars-Projekt auf der Klewenalp, Wolf and Band, Trio Bob, Jeannette and Willy etc., etc.

Hast Du ausser Country noch andere Musik gemacht? Bassist der ersten Beatband der Region. Zwei Jahre Tanzmusik. Showblock mit Südseemelodien, südamerikanischen Gitarrenklassikern, Country und Rock ’n’ Roll.

Welches andere Instrument würdest Du gern spielen können? Ganz klar Klavier. Nach fünf Gigs als Alleinunterhalter mit Orgel hat die Steel-Guitar meine Zeit restlos in Anspruch genommen.

Würdest Du gern ein eigenes Projekt starten? Ja, aber dazu bräuchte es interessierte Mitmusiker und ein Management, welches das Produkt verkaufen kann.

Mit wem würdest Du gern auf der Bühne stehen? Vince Gill, Miranda Lambert, Gölä und 100 anderen.

Was machst Du beruflich? War Projektleiter im Industriebau. In der Schweiz, Frankreich und Bangkok. Heute Musik. Üben, Rasenmähen, Schneeschaufeln und Radio abstellen …

Hast Du Familie und zeichnet sich da eine musikalische Nachfolge ab? Meine Frau Jeannette spielt in unserem Trio. Sonst gibt es nur ländliches Katzengemiaue.

Wieso gibt es nicht mehr Steel-Gitarristen? Schwieriges, eigenständiges Instrument. Es braucht enorm viel Zeit und Disziplin. Allgemeine „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“-Mentalität.