Dass die Albisgütli-Stammgäste im Country ebenso eine gute Figur abgeben wie im Bluegrass, muss man Menschen, die Dailey & Vincent schon einmal live auf einer Bühne gesehen haben, nicht erklärten. Insofern ist „Let’s Sing Some Country!“, das erste offiziell als Country-Werk vermarktete Album, keine echte Sensation, lohnt aber dennoch, intensiv gehört zu werden.
Mit I’ll Leave My Heart In Tennessee, mittlerweile als offizieller Song des Südstaaten-Bundesstaates geadelt, legt das Duo die Latte zu Beginn schon mal ganz weit nach oben. Im Gegensatz zu ihren Bluegrass-Alben, bei denen in der Regel schnelle und langsame Songs gleichermassen vertreten sind, dominieren hier die getrageneren Titel. Lediglich die feine Neuauflage des Oak-Ridge-Boys-Oldies Dig A Little Deeper In The Well, das gut gelaunte Feels Like That Again und das witzige Message From The Farm sind im Uptempo-Bereich angesiedelt.
Dadurch ist das Album vielleicht nicht zwingend als Muntermacher bei einer langen Autofahrt geeignet, sondern eher zum ungestörten Geniessen ohne einen Ablenkungsfaktor. Denn wenn man genau hinhört, wird offensichtlich, dass hier nichts dem Zufall überlassen wurde. Anders gesagt, hat Produzent Paul Worley mit den achtfachen Grammy-Preisträgern und den beteiligten Musikern ganze Arbeit geleistet und ein im besten Sinne zeitloses Album geschaffen, das nach elf Liedern viel zu schnell vorbei ist.
Dieser Artikel erschien in der Country Style-Ausgabe Nr. 143/2022.
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