Die Schlucht der Superlative

Die Schlucht der Superlative (Bild: Christoph Volkmer)
Es ist ein Anblick, der die meisten Besucher sprachlos zurücklässt. Wenn der Tag erwacht und sich die ersten Sonnenstrahlen über die roten Gesteinsschichten der Felsformationen legen, dann bietet sich ein besonderes Schauspiel. Der Grand Canyon gehört zweifellos zu den beeindruckendsten Naturwundern auf der Erde. In diesem Jahr feiert der Grand Canyon Nationalpark seinen 100. Geburtstag.

Der Grand Canyon ist 446 Kilometer lang, an einigen Stellen fast 30 Kilometer breit und bis zu 1.600 Meter tief. 6,2 Millionen Besucher steuerten den Grand Canyon Nationalpark 2017 an, im vergangenen Jahr lockte die Naturattraktion mit knapp 6,4 Millionen sogar noch mehr Interessenten. Eine Zahl, die im laufenden Jubiläumsjahr sicherlich noch einmal getoppt wird. Kein Wunder, bietet der Park nicht nur für Menschen, die dem Outdoorsport nachgehen möchten, eine Vielzahl imposanter Erlebnisse – von Helikopterflügen bis zum Skywalk über dem Canyon-Boden.

Attraktionen, die sicher nicht ganz im Sinne des „Erfinders“ sind. Denn das die Schlucht unter Schutz steht, ist vor allem Theodore Roosevelt, dem 26. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, zu verdanken. „Es ist unvergleichlich, unbeschreiblich, absolut einmalig. Es ist ein Anblick, den jeder Amerikaner einmal sehen sollte“, sagte Roosevelt, als er 1903 am Südrand des Grand Canyon stand. Ein Besuch mit Nachwirkungen, denn fortan setzte er sich dafür ein, dass die Natur in dem Areal erhalten bleibt. Roosevelt schien zudem bereits zu ahnen, dass die Attraktion zum Besuchermagneten werden sollte: „Millionen Jahre waren hier am Werk, der Mensch kann hier nur stören.“ Präsident Woodrow Wilson erklärte den Grand Canyon am 26. Februar 1919 schliesslich zum Nationalpark.

Besuchermagnet des Grand Canyon ist der South Rim. Von hier aus gibt es wohl die spektakulärsten Ausblicke auf die Schlucht. Das Zentrum für die Aktivitäten im Park ist das Grand Canyon Village, das rund eineinhalb Autostunden von Flagstaff/Arizona entfernt liegt. Die meisten Hotels befinden sich hier, da die Anzahl dennoch überschaubar ist, sollten Interessenten rechtzeitig vorher buchen, denn rund 90 Prozent aller Besucher verbringen ihre Zeit am Grand Canyon ausschliesslich an den Aussichtspunkten entlang des South Rim – und wollen gern in unmittelbarer Nähe nächtigen. 

Der North Rim ist die ruhigere Seite des Parks. Beide Bereiche trennen lediglich 16 Kilometer Luftlinie, dennoch muss man vom Grand Canyon Village bis zum North Rim eine Fahrzeit von gut fünf Stunden einplanen, sodass sich viele Touristen nur für eine der beiden Möglichkeiten entscheiden. Dieser nördliche Teil des Grand Canyon fühlt sich im Gegensatz zur anderen Seite tatsächlich wie ein Nationalpark an und ist besser für Naturfreunde und Wanderer geeignet, die mehr die Einsamkeit schätzen.

Schliesslich gibt es noch den Westen des Canyons. Hier befindet sich – ausserhalb des Nationalparks und im Stammesgebiet der Hualapai-Indianer – der Skywalk, die gläserne Rundbrücke über dem Grund des Grand Canyon, die 1.200 Meter über dem Boden circa 20 Meter über den Abgrund hinausragt. Bei Touristen, die von Las Vegas aus ein Grand-Canyon-Erlebnis buchen, ist der Besuch am nur 200 Kilometer entfernten West Rim sehr beliebt. Mit dem Hubschrauber über oder in den Canyon zu fliegen, an einer Wildwasser-Rafting-Tour teilzunehmen oder etwas gemütlicher in Schlauchbooten über den Colorado River zu paddeln ist in der Nähe ebenfalls möglich.

Zum Abschluss noch ein Tipp: für den Besuch im Nationalpark mindestens zwei volle Tage, besser aber noch mehr Zeit einplanen. Der Eintritt kostet aktuell 35 Dollar pro Auto und ist für sieben Tage gültig. Wer sich ein ganz besonders Erlebnis schenken möchte, reist an einem Besuchstag schon am frühen Morgen in den Park. Dann ist es zwar noch knackig kalt, dafür aber sehr ruhig. An An einem der weniger populären Aussichtspunkte gibt es dann sogar gute Chancen, das UNESCO-Weltnaturerbe einmal ganz allein für sich zu haben.