Wer das Cover des Albums von Joshua Hedley betrachtet, erwartet von dem kräftigen, tätowierten Mann am ehesten handfesten Country-Rock. Doch der Eindruck täuscht, denn wie das Debüt, bei dem der Sänger tief in die 1950er- und 60er-Jahre eintauchte und sich an Grössen wie George Jones und Glen Campbell orientierte, zielt das Konzept in eine andere, besondere Zeit: die 1990er-Jahre.
Wer die zwölf Songs hört und die Phase damals miterlebt hat, fühlt sich ein paar Jahrzehnte zurückversetzt. Nostalgie ist angesagt, und besonders Fans von Alan Jackson werden Songs ausmachen, die vom Mann aus Georgia stammen könnten. Zu nennen ist da die Ballade Down To My Last Lie, das flotte Broke Again, das traditionelle Country & Western sowie das gut gelaunte Wonder If You Wonder. Steel-Guitar und Fiddle satt gibt es aber ebenso bei den weiteren Liedern. Und es macht Spass, zu überlegen, an wen die jeweilige Nummer erinnert. Dwight Yoakam dürfte gedanklich bei The Last Thing In The World Pate gestanden haben, während Bury Me With My Boots On, River In The Rain und Found In A Bar auf das Konto von Garth Brooks gehen dürften. Natürlich fehlt eine Reminiszenz an Brooks & Dunn nicht, dafür steht Neon Blue.
Klar, stimmlich kommt Hedley nicht an alle Vorbilder heran, doch das ist kein Manko, denn das Album funktioniert trotzdem als Reise in eine Zeit, in die sich mancher Fan sicher schon zurückgewünscht hat.
Dieser Artikel erschien in der Country Style-Ausgabe Nr. 144/2022.
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