Der Ustemer Musiker und Tänzer Beat Bill liefert mit „Bill 1966“ nicht nur einen Hinweis auf sein Geburtsjahr, sondern auch ein Singer/Songwriter-Album mit zehn Liedern ab. Vier in Mundart und sechs auf Englisch.
Es ist seine erste Platte, und man könnte denken, dass es ihn im fortgeschrittenen Lebensalter einfach überkommen hat. Da musste noch etwas raus, das ihm teilweise schon lange am Herzen und auf der Seele lag – oder unter den Nägeln brannte. Aber bloss nicht unkontrolliert. Was ihm am Herzen liegt? Wänn ich a dich dänk, Live On, Home. Was nervt? Die Gröschtä und die Beschtä. Dazwischen bewegt ihn auch sonst noch so einiges oder lässt ihn innehalten: Durchreis, Empty Streets, Uszyt erzählen davon.
Insgesamt erfreut der Wohlklang vom Blues über Country bis Schlager und Vescoli dieser aufwendig produzierten und hörenswerten einheimischen Studioproduktion, die der Sänger selbst als „Tonic Americana“ beschreibt. Wobei er es wohlklanglich vielleicht ein klein wenig zu gut meinte. Bisweilen wünschte man sich etwas mehr Verzweiflung, Wut oder gar Selbstmitleid in der Stimme dieses engagierten, aufmerksamen, aber mit sich und der Welt insgesamt eigentlich recht zufrieden klingenden Zeitgenossen aus einem Land, in dem diesen Sommer vor anstehenden nationalen Wahlen ein paar Grad Ungenauigkeit bei der Wettervorhersage ein Politikthema werden konnte.
Dieser Artikel erschien in der Country Style-Ausgabe September Nr. 152/2023.
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