„Mr. Sun“ verpasst den Sommer. Was wie ein schlechter Buch- oder Filmtitel klingt, scheint dem besten Country-Chor mit seiner neuen Platte passiert zu sein. Ein Album mit viel Sommer-Feeling, das erst Mitte September erscheint, klingt eher nach Unfall als nach Plan.

Ist es aber nicht, sondern ein Meisterstück. Leicht und luftig wie Biskuitteig kommt es daher. Und was sie darin einrollen, ist fruchtig-aromatisch, süss, aber auch herzhaft und bisweilen recht hochprozentig wie das frei schwebende Whiskey Colored Eyes. Country-Musik auf einer Ebene der Leichtigkeit, die an traumhafte Fleedwood-Mac- und Eagles-Zeiten erinnert. Dennoch verlieren ihre 16 Lieder, sechs davon von Jimi Westbrook (Leadstimme) gesungen, kaum je die Bodenhaftung ihres Herkunftsgenres. Ausser wenn Kimberly Schlapman genau das will mit Heaven Had A Dance Floor. Three Whiskeys And The Truth, gesungen von Karen Fairchild, ist einfach nur schön. Das anschliessende Duett One More Song von ihr und Gatte Jimi Westbrook ebenso und das darauffolgende … Bis zum berührend-eindrücklichen Schluss-lied/Trinkspruch Friends Of Mine hat das Ignorieren von Genregrenzen nie mehr so modern, konsequent und schön geklungen. Es fänden sich wohl einige potenzielle Chart-Hits darunter, allerdings wären heutige Country-Charts für God Fearing Gypsies oder Song Back schlicht zu banal.

Heisser Grammy-Anwärter, dieses neue Album von Little Big Town.