Hier spielt die Musik – Texas hebt Corona-Beschränkungen auf

Texas Flagge
Der 10. März wird vielleicht einmal zum zweiten Texas Independence Day erklärt. An diesem Tag hob der Lone Star State alle Corona-Beschränkungen auf – trotz ewiger Unkenrufe der Landesregierung und der sogenannten Experten. Das Ganze hatte Signalwirkung. Weitere Staaten folgten auf dem Fuss. Wer weiterhin Masken tragen oder zu Hause bleiben will, kann das tun. Unsere Musikerfreunde sind jedenfalls zumeist froh, dass das Ende des Tunnels erreicht ist. Die „zwei Wochen, um die Verbreitung zu verlangsamen“, dauerten schliesslich ein ganzes Jahr.

Im Country Style-Nummer 118 vom August 2020 fragte ich einige meiner Freunde nach ihrem Befinden. Hier nun, was sie nach einem Jahr „Hausarrest“ zur neuen Entwicklung meinen.

Tommy Alverson: Nun, wir hatten Glück. Da ich pensioniert bin, erhalte ich eine Rente vom Staat. Aber weil das Einkommen aus Konzerten fehlte, machten wir kaum was anderes, als Rechnungen zu bezahlen. Die Online-Gigs halfen, die Situation etwas zu lindern. Unsere loyalen Fans haben erkannt, dass wir Hilfe brauchen, und haben fleissig gespendet. Gott segne sie dafür. Aber diese Einnahmen waren natürlich nichts im Vergleich zum Einkommen aus Liveauftritten. Wir können es kaum erwarten, wieder auf die Bühne zu kommen. Dank der Lockerung ist unser Terminkalender für April und Mai schon recht gut gefüllt. (www.tommyalverson.com)

Gary P. Nunn: Ich nutzte die Zeit, um nach meinen Songs der Vergangenheit zu suchen, sie zu digitalisieren und in meine Publishing-Firma einzubringen. Dabei stiess ich auf Lieder, die ich komplett vergessen hatte. Nachdem sich die Lost Gonzo Band 1979 aufgelöst hatte, schrieb ich viele Songs, die ich nun in einem Projekt namens „Lost And Found ’79“ zusammengefasst und auf allen digitalen Plattformen veröffentlicht habe. Sucht mal danach, es ist wie eine Reise in die Vergangenheit, als ich begann, mich vorwiegend auf Texas-Country-Musik auszurichten. Das Jahr war hart, vor allem für die Jungs in meiner Band. Nur ein paar wenige Auftritte bedeuten, dass wir praktisch ein ganzes Jahr unseres Lebens verloren haben inklusive der Einnahmen. Aber wir haben es überstanden und freuen uns auf das, was kommt. Es wird Zeit brauchen, weil viele Leute immer noch vorsichtig sein wollen. Die Offerten kommen erst langsam rein, aber es gibt Licht am Ende des Tunnels. (www.garypnunn.com).

John Arthur Martinez: Ich habe gemischte Gefühle. Natürlich ist es ein Riesenvorteil, wieder ungehindert auftreten zu können. Ich habe rund 150 Auftritte verloren, und meine Tournee durch die Schweiz und angrenzende Staaten wurde erneut auf 2022 verschoben. Während dieses verlustreichen Jahres habe ich dafür viele neue Songs geschrieben, die noch dieses Jahr auf meinem 15. Album erscheinen werden. Dann habe ich mein Studio auf Vordermann gebracht und andere Projekte angenommen. So spiele ich auf dem kommenden Album unserer Texas-Lady Pauline Reese mit. Auch beim Projekt des Newcomers Cade Mower bin ich dabei. Andererseits habe ich einige Freunde wegen des Virus verloren, und momentan ist einer meiner Cousins im Spital unter Beatmung. Darum meine gemischten Gefühle wegen der Aufhebung der Regeln. (www.johnarthurmartinez.net)

Dave Perez von den Tejas Brothers: Wir freuen uns. Aber, ehrlich gesagt, habe ich noch keine Ahnung, wie schnell sich die Lage normalisieren wird. Es gibt nach wie vor viele Veranstalter, die noch immer zögern, Bands zu buchen für das laufende Jahr. Ich glaube, dass viele Clubbesitzer Angst haben, dass die Besucher noch nicht so ganz bereit sind, die Sitzplätze zu füllen. Aber langsam wird es sicher wieder anziehen. Jetzt wäre eine gute Gelegenheit, eine Karriere zu starten, weil kleine Anlässe mit wenig Teilnehmern zu Anfang stattfinden werden. Wir haben einige Gigs gebucht, aber noch weitaus zu wenige, um eine ganze Tour zu organisieren.

(www.tejasbrothers.com)

Ezra Idlet von Trout Fishing In America: Es war wie ein Schock. Nach mehr als 40 Jahren auf Tour machte uns der Lockdown schon Angst. Dass es ein ganzes Jahr werden würde, in dem wir nicht mehr vor Publikum spielen können, hat keiner von uns erwartet. Live-Streaming ist total anders als mit Fans, die du sehen und hören kannst. Aber wir sind dankbar für all die Spenden während unserer virtuellen Auftritte. So viel Zeit zu haben ohne Auftritte war aber irgendwie auch ein Geschenk. Keith und ich haben in meinem Studio viel neues Material geschrieben. Zudem hat er sein Fiddle- und Klavierspiel verfeinert, während ich an meinen Fähigkeiten als Gitarrist gearbeitet habe. Wir freuen uns riesig, dass wir wieder auf die Bühne können und die Reaktionen der Fans wieder direkt erleben dürfen. (www.troutmusic.com)

Bob Livingston: Seit einem Jahr habe ich keine Liveshows mehr gespielt. Das ist ziemlich hart, wenn du 50 Jahre lang Konzerte gegeben hast und nun auf einmal alles gestoppt ist. Ich hoffe, dass sich die Lage bald so weit normalisiert, dass ich wieder auftreten kann und mich dabei sicher fühle. Meine virtuellen Shows „Reality Ranch“ mache ich seither beinahe jede Woche. Die Fans klicken sich ein, und erfreulicherweise spenden sie auch fleissig. Ich habe viel dazugelernt betreffend das notwendige Equipment für Sound und Video. Natürlich kann immer mal noch etwas schieflaufen. Manchmal ist es lustig, weil ich plötzlich auf dem Kopf stehe, manchmal weniger. Wegen meines Alters (Red.: 72 Jahre) habe ich mich sehr darauf konzentriert, nicht unter Leute zu gehen. Schaltet Euch bitte auf meiner Facebook-Seite oder auf YouTube dazu, jeden Donnerstag um 19 Uhr (Red.: in der Schweiz 3 Uhr morgens). Im Herbst habe ich wieder einige Shows gebucht. Hoffe aber, wieder früher auf die Bühne zurückzukehren, wenn ich mich sicher fühle.

(www.boblivingstonmusic.com)

Schlusswort des Verfassers: Mich freut es persönlich sehr, dass ich endlich wieder normal auf Reisen gehen und meine Freunde spielen sehen kann. Das Ganze hat viele Einzelpersonen sowie Klein- und Mittelstandsbetriebe ruiniert. Einige unserer Lieblings-clubs und Restaurants haben permanent geschlossen. Wie immer traf es vor allem die Kleinen, während Grosskonzerne wie Walmart oder Amazon Rekordumsätze und Milliardengewinne verzeichnen durften. In den nächsten Monaten und Jahren werden weitere Konkurse durch die Spätfolgen dieser Restriktionen folgen. Ob die Lockdowns nun politisch motiviert waren oder nicht, geschadet haben sie dem Mittelstand in jedem Fall.