Separatisten in Erlinsbach

Das Camp der Gray Ghosts in Erlinsbach. (Bild: Joerg Hurschler/Tom Weber)
Das Camp der Gray Ghosts in Erlinsbach. (Bild: Joerg Hurschler/Tom Weber)
Zwar nicht in grauer Vorzeit, aber im Grau der konföderierten Südstaatler verschlug es die „Gray Ghosts“ in die Wälder bei Erlinsbach im Kanton Aargau. Soldatenleben wie vor 150 Jahren stand auf dem Programm.

Eine kleine Truppe Südstaatler hat ihr Lager auf einer Waldlichtung aufgeschlagen. Etwas vom Camp entfernt bereiten sie sich mit Drill auf die kommenden Schlachten vor. Truppenbewegungen werden geübt, die Gewehre immer wieder nach Kommando geladen und abgefeuert. Der Rauch von Schwarzpulver nebelt das ganze Tal ein.

Zurück im Lager werden die Gewehre gemeinsam gereinigt und erneut geölt. Die Soldaten lassen ihren verehrten Oberkommandierenden Gen Robert E. Lee hochleben. Das Nachtessen vom Feuer ist an diesem Abend besonders üppig. Die Rebellen haben vor ein paar Tagen weit hinter den feindlichen Linien einen Versorgungsposten der US-Armee überfallen. Entsprechend gut ist die Stimmung am Abend am Lagerfeuer. Immer wieder stossen sie mit lauten Hurras auf die Südstaaten an.

Genau so könnte es gewesen sein, 1864, irgendwo in den Wäldern Virginias. Doch das Camp der „Gray Ghosts“ fand diesen Juli in Erlinsbach, ganz in der Nähe von Aarau, statt. Am Freitagnachmittag trafen wir – noch in Jeans und T-Shirts bekleidet – auf dem Lagerplatz ein. Wir packten Zelte, Vorderladergewehre, Kisten und Koffer aus und begannen den Aufbau des Camps: Walltents wurden am Kopf der von vielen A-Zelten gesäumten Zeltstrasse aufgebaut; in der Mitte der Lagerstrasse wurde die Feuerstelle ausgehoben. Oberstes Gebot auf dem Platz: Ausserhalb der Zelte darf nur sein, was es auch 1864 gab. Also keine Pommes-Chips-Beutel, keine PET-Flaschen und keine Handys. Die „Benzinkutschen“ wurden ausser Sichtweite gebracht und die Uniformen angezogen. Das Wochenende in einer vergangenen Epoche konnte beginnen.

Am Freitagabend zerrte der Sturm an unseren Zelten, ein kurzes Gewitter wusch sie gründlich. Doch auch ein starkes Gewitter kann einem echten Rebellen nichts anhaben. Anstatt rund um die Feuerstelle wurde unter dem Fly (Schatten- und Regenvordach zugleich) zu den legendären Klängen von Waltis Gitarre gesungen und über Geschichte und Geschichten gesprochen.

Am Samstag war, wie damals üblich, Drill angesagt. Am Nachmittag durften wir dank der Böllerbewilligung unsere 3-Band-Musketen mit Schwarzpulver laden und abfeuern. Unser Youngster Ray erlebte sprichwörtlich seine Feuertaufe: Zum ersten Mal stand er in Reih und Glied mit einem geladenen Vorderlader in der Hand. Nach dem Drill wurde Pvt Miles O’Brien mit dem offiziellen Ritual in die Reihen der „Gray Ghosts“ aufgenommen. Anschliessend wurden die Musketen gereinigt und wieder auf Vordermann gebracht. Dabei erfährt so mancher immer wieder neues über seine Muskete und sein Bajonett.

Vor dem Nachtessen machte sich ein Teil der Soldaten auf einen Marsch und erklomm einen Felsvorsprung. Belohnt wurde die Gruppe mit einer atemberaubenden Aussicht über das Mittelland bis in die Alpen. Da vom Erkundungstrupp keine Truppenbewegungen der Nordstaatenarmeen gesichtet wurden, konnte der Abend am Lagerfeuer in vollen Zügen genossen werden. Die alten Lieder des Bürgerkrieges wurden gesungen und so manche lustige Geschichte wurde erzählt.

Der Sonntag ist jeweils der härteste Tag: Abbau der Camps, Verabschiedung der Kameraden, 150 Jahre zurück in die Gegenwart!

Möchtest Du auch einmal ein Wochenende lang dem Alltag entschlüpfen und Südstaatenluft schnuppern?

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