Wheatfield

Wheatfield
1973 in Houston gegründet, können sie es bis heute nicht lassen, ihre Musik unters Volk zu bringen, wenn auch nur noch sporadisch. Jedes Mitglied hat heute seine eigene Karriere. Aber gemeinsam waren sie damals im Line-up der ersten Staffel der legendären „Austin City Limits“-Serie zu sehen. Bei unseren Aufnahmen im Studio in Salado sprach ich mit Connie Mims (CM), Craig Calvert (CC), Ezra Idlet (EI) und Keith Grimwood (KG).

Bruno Michel: Aus dem Duo Neat Stuff, wo Ezra und Craig spielten, wurde Wheatfield, als Connie 1973 zur Band stiess. Später, bevor Keith dazukam, nanntet Ihr Euch St. Elmo’s Fire. Sechs Jahre danach habt Ihr Euch getrennt. Warum? EI: Die haben mir nicht genug bezahlt. Für die Fans am Radio: Ich bin Ezra, der gut aussehende auf der linken Seite Eures Radios (Gelächter).

CC: Wir waren jung und wussten es nicht besser. Irgendwie hat uns die Trennung aber geholfen, viel bessere Musiker zu werden. Vielleicht hätten wir nicht so viel gelernt, wären wir zusammengeblieben.

CM: Wir schreiben heute bessere Songs als damals. Und wir schreiben auch mehr gemeinsam als damals.

KG: Ich bin erst seit der Wiedervereinigung im Jahr 2004 bei Wheatfield. Als ich 1976 dazustiess, hiessen sie schon St. Elmo’s Fire. Somit bin ich also der „Neuling“ in der Band.

Craig, Du hast danach einige erfolgreiche Bands gegründet, Connie hatte ihre Solokarriere. Ezra wurde zusammen mit Keith bekannt als Trout Fishing In America. Schliesst Ihr Euch nur noch sporadisch zu Wheatfield zusammen? CC: Ich hatte mit Vince Bell ein Duo namens Calvert Bell. Wir spielten viele Shows in Houston. Die Band Hotcakes kam zustande, weil ein Nachtclubbesitzer uns von Montag bis Mittwoch spielen lassen wollte. Jedoch verlangte er den Motown-Sound jener Jahre. Also machte ich das, und am Wochenende waren dann Vince und ich mit unserem Sound unterwegs.

CM: Ich war mehr der Popschreiberling und versuchte, meine Lieder an andere Künstler zu vermitteln. Ich wurde gerade Mutter und wollte mehr Zeit zu Hause verbringen. Auch war ich Studiosängerin und sang viele Werbespots (singt einen solchen spontan). Zudem komponierte ich Musik für Feuerwerksshows.

EI: Als wir uns trennten, formten Keith und ich ein Duo. Wir schrieben viele humorvolle Songs und hatten Gigs in Restaurants. Nichts Grossartiges, aber es garantierte ein regelmässiges Einkommen …

KG: … und wir haben unser eigenes Plattenlabel gegründet: Trout Records. Das gibt es heute noch. Zum letzten Punkt Deiner Frage: Wir verfolgen immer noch unsere eigenen Karrieren, treffen uns aber ein paarmal im Jahr für gemeinsame Auftritte.

2014 kam Euer letztes Album „Big Texas Sky“. Ich höre Gerüchte über ein neues Projekt. Wann kommt das? KG: Im Juli hoffen wir, fertig zu sein. Anstatt einfach die alten Songs neu aufzunehmen, haben wir neues Material geschrieben. Früher ging es in den Liedern ums Erwachsenwerden. Das geht heute nicht mehr …

EI: Das meiste Material haben wir aufgenommen. Nun geht es noch ums Abmischen, und dann sollte es tatsächlich im Sommer so weit sein.

Wer hat entschieden, welche Songs auf die neue Scheibe kommen?  CM: Ich fange einfach an zu heulen, wenn meine Vorschläge nicht durchkommen (lacht).

EI: Wir entscheiden als Team. Früher, wenn du im Studio warst, musste alles schnell gehen, denn Zeit ist Geld. Das Problem haben wir heute nicht mehr mit meinem eigenen Studio in Arkansas.

Seit mehr als 45 Jahren seid Ihr unterwegs in Sachen Texasmusik. Welchen Rat gebt Ihr einem aufstrebenden Künstler? EI: Mach das, was Du liebst. Wenn Du nur dem Geld oder einem Major-Label-Vertrag nachrennst, kann das frustrierend sein. Aber wenn Du Deiner Inspiration folgst, dann wirst Du immer happy sein – egal, ob viel Geld fliesst oder nicht.

KG: Was wir damals machten, um Erfolg zu haben, würde heute nicht mehr funktionieren. Alles hat sich total verändert. Ausser, dass wir immer noch lieben, was wir tun.

CC: Heute geht es um Publikumszahlen und Downloads. Damals ging es um den Inhalt der Lieder. Mit dem ganzen Onlinestreaming ist kein Geld mehr zu machen, ausser, du hast einen Millionenhit.

Überall, wo Wheatfield auftauchen, ist Erfolg garantiert. Warum nicht einfach permanent weitermachen? CC: Ich wäre sofort dabei.

CM: Darüber muss ich erst mal nachdenken. Ich hab noch ein paar andere Eisen im Feuer. Aber ich denke, wenn wir nur sporadisch zusammenkommen, macht es mehr Spass.

CC: Seit der Wiedervereinigung sind wir länger zusammen als vorher. Und vielleicht liegt das daran, dass kein Zwang besteht.

KG: Wenn du ein guter Koch bist, sagen alle, dass du ein Restaurant eröffnen solltest. Aber das macht dir dann vielleicht nicht so viel Spass, als wenn du einfach ab und zu ein gutes Essen kochst.

Was war das für ein Gefühl, Teil der ersten Staffel der Fernsehsendung „Austin City­ ­Limits“ zu sein? CC: Es war eine grosse Ehre. Du findest unseren Namen heute noch eingraviert in der Wand dort.

CM: Auf YouTube kann man dieses Video sehen. Wir waren so jung. Das Publikum war rundherum. Es war grossartig, mit dabei zu sein.

EI: Das war das erste Mal, dass mir jemand Make-up ins Gesicht schmierte (Gelächter). Wir waren unsicher. Aber die Produktionscrew nahm uns die Auftrittsängste.

KG: Damals war ich noch nicht dabei. Die haben all die coolen Dinge gemacht, bevor ich zur Band kam.

Ihr habt mit so ziemlich allen Grössen im Business gespielt. Gibt es da noch jemanden, mit dem Ihr gern mal auftreten würdet? CM: Die Cosmic-Cowboy-Ära der 70er Jahre war einzigartig. Wir durften für Leute wie Chris Hillman eröffnen und andere. Einfach super.

CC: Einmal eröffneten wir für Lightnin’ Hopkins (Red.: einer der grossen Country-Blues-Gitarristen, 1912–1982). Jahre später eröffnete er für uns ein Konzert. Das fand er nicht so toll. Als wir beim Kerrville Festival spielten, sassen Leute im Publikum, deren Platten wir zu Hause hatten und die wir verehrten. Ziemlich beeindruckend.

EI: Damals hat Lyle Lovett für uns eröffnet. Heute wäre es mir eine Ehre, für ihn dasselbe zu tun.

Nehmt an, Ihr strandet auf einer einsamen Insel. Welche drei Dinge wollt Ihr unbedingt dabeihaben? EI: Chips und Hot Salsa, meine Gitarre und meine Freunde hier.

KG: Das wäre ein Albtraum. Ich will nicht auf diese Insel. Einmal waren wir auf einer Kreuzfahrt. Da nahmen wir an einem Ausflug teil, und die liessen uns sieben Stunden an einem Strand hängen. Was soll ich so lange an einem Strand (lacht)?

CM: Dich würden wir gleich abwählen (Red.: Anspielung auf die Survivor-Shows im Fernsehen). Ich würde mein Schweizer Sackmesser mitnehmen. Dann einen Hut und eine Packung Streichhölzer.

CC: Meine Gitarre, die Mandoline und die Querflöte. Dann würde ich eine Höhle suchen, dort ein Musiklokal eröffnen und von den anderen dreien Eintritt verlangen.

Welche Frage würdet Ihr Euch in einem Interview stellen, die ich nicht erwähnt habe? CC: Wie heisse ich? Wo bin ich und wer zum Teufel sind diese Musiker (Gelächter)?

EI: Haben wir unser Lebensziel erreicht? Ich glaube, ja. Jeder ist auf seine Art und Weise happy. Ich lebe im Wald in Arkansas auf 400.000 Quadratmetern, Keith sitzt auf einem Berg und Conny hat dieses schöne Haus mit jeder Menge Wildtieren. Craig hat ein Haus mit hohen Decken, was mir hilft. (Red.: Ezra ist über zwei Meter gross.)

Danke für die Teilnahme an unserer Show.