Get your kicks on Route 66

Stummer Zeuge aus einer gar nicht mal so weit zurückliegenden Zeit. Studebaker kurz vor Holbrook auf der mit Büschen überwachsenen Route 66. (Bild: Markus Kohler)
Ob man nun die Route 66, die Strasse der Sehnsucht, schon selbst befahren hat oder nur vom Hörensagen oder aus Fernsehbeiträgen kennt, der Faszination dieser geschichtsträchtigen Strasse kann sich niemand entziehen. Country Style-Redaktor Markus Kohler hat bereits einige Abschnitte unter die Räder genommen und berichtet in loser Folge über seine Erlebnisse mit einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter auf und neben der Route 66.

If you ever plan to motor west, travel my way, take the highway, that’s the best. Get your kicks on Route 66. It winds from Chicago to L.A. more than 2.000 miles all the way. Get your kicks on Route 66.

Nun, man muss nicht zwingend mit der Reise auf der Route 66 in Chicago oder in Los Angeles beginnen, jeder Teilabschnitt hat seine landschaftlichen und historischen Reize. Besonders eindrucksvoll zeigen die sich in Arizona im Südwesten der USA.

„Now you go through Saint Louis, and Joplin, Missouri, and Oklahoma City looks mighty pretty, you’ll see … Amarillo … Gallup, New Mexico, Flagstaff, Arizona, don’t forget Winona, Kingman, Barstow, San Bernardino.”

Wer seinen Trip im Westen, zum Beispiel von Las Vegas aus, beginnt, erreicht über Bullhead City in etwa zwei Stunden den kleinen Ort Oatman. Auch wenn Oatman praktisch ausschliesslich von Route-66-Fans, also von Touristen, lebt, zeigt sich der Ort wunderbar authentisch mit vielen über 100-jährigen Gebäuden aus der Zeit des Abbaus von Bodenschätzen. Seit der Schliessung der letzten Mine vor 70 Jahren ist es hier still geworden.

Die 10, oder besser der Oatman-Topock-Highway, führt auf einem kürzlich erneuerten Belag weiter östlich nach Kingman, dem nächsten Ort aus der ruhmreichen Geschichte der Route 66. In Kingman geht es heute eher beschaulich zu, und vom Leben in den Fifties ist hier kaum noch etwas zu spüren. Die zahlreichen Antiquitätenläden und Wandmalereien erzählen jedoch Geschichten aus einer lebhafteren Zeit.

Ganz anders Seligman, etwa 100 Meilen östlich von Kingman gelegen, das man auf keinen Fall auf der Interstate 40, sondern über Hackberry auf der Route 66 erreichen sollte. Seligman wird von Touristen geradezu überrannt und zieht Fifties-Fans und Harley-Fahrer gleichermassen an. In den Shops bedienen nicht nur echte Originale, die durchaus aus der glorreichen Epoche stammen könnten, auch eine Thurgauerin liess sich hier kürzlich nieder und kaufte sich gleich einen fertig eingerichteten Souvenirladen.

An Williams kommt man nicht vorbei, wenn man der Route 66 weiter nach Osten folgen will. Bis noch vor 30 Jahren, also vor dem Bau der I-40, führte der Verkehr durch das Städtchen. Heute ist Williams glücklicherweise verkehrsfrei und einfach ein schöner Ort mit zahlreichen Restaurants und Shops im Fifties-Stil. Sehr gut erhalten ist auch der Bahnhof, von dem aus täglich Fahrten nach Grand Canyon Village und zurück durchgeführt werden. Dieses Vergnügen sollte man sich gönnen, wenn auch die Tickets in der Observation Class nicht gerade ein Schnäppchen sind. Vor dem Überfall von berittenen Outlaws muss man sich hingegen nicht fürchten, denn die geben den Zug nach Zahlung eines Lösegeldes wieder frei.

Bis und nach Flagstaff führt die Route 66 auf oder parallel zur I-40. Ab hier ist sie leider über weite Strecken von der Interstate verschluckt worden. Ein verrosteter Studebaker aus den 30ern beim Übergang von der Painted Desert zum Petrified Forest lässt nur schwer erahnen, dass die Gegend hier vor 60 Jahren voller Leben war.

Glücklicherweise lebt die Route 66 weiter östlich weiter, denn kurz vor Gallup in New Mexico gibt es wieder ein Teilstück, das befahren werden kann.

„Won’t you get hip to this timely tip, when you make that California trip? Get your kicks on Route 66. Get your kicks on Route 66 … Get your kicks on Route 66 .”