South Carolina

Breuers Worte South Carolina
Bild: Geri Stocker

Bei South Carolina handelt es sich um eine halbwegs gelungene Mischung aus erodierten Gebirgsschichten und – weiter unten – Sedimentschichten aus Schlick, Sand und Lehm. Nach welcher Caroline der achte Staat benannt worden ist, der sich am 23. Dezember 1788 der Union angeschlossen hat, ist unklar, die von Monaco war es jedenfalls nicht, und Charles I. von England können wir leider nicht mehr befragen. Nach ihm jedenfalls wurde die bekannteste Stadt – Charleston – getauft, eine Ansiedlung, die man auch tanzen kann. Die Hauptstadt – Columbia – scheint kurioserweise irgendwo in Südamerika zu liegen. Auf alle Fälle kann die Frage, warum man sich unbedingt Carolina nennen musste, nicht schlüssig beantwortet werden, wo es doch längst ein nördliches gab. Mit den Karolingern hat es nichts zu tun, die ersten europäischen Siedler kamen erst 1521 – und das waren die Spanier, die umgehend die Ureinwohner versklavten. Wohl seit dieser Zeit ist der Boykin Spaniel Staatshund.

Wenn man sich im Süden in die Wolle kriegt, handelt es sich meistens um Baumwolle. South Carolina blieb nicht allzu lange Bestandteil der Union, bereits 72 Jahre später sagte man sich wieder davon los, um knapp sechs Jahre danach wieder einkassiert zu werden. In Südkarolinien wurden die allerersten Schüsse im Bürgerkrieg abgefeuert, muss eine tolle Geschichte gewesen sein damals, denn die Sehnsucht nach der Sezession ist ungebrochen, obwohl der Staat eines Drittels der weissen männlichen Bevölkerung im wehrfähigen Alter verlustig ging. Noch heute gilt South Carolina als der Staat, in dem die Konföderierten-Nostalgie am weitesten entwickelt ist. Sogar der elektrische Stuhl soll jetzt reaktiviert werden. Hier leben heissblütige Menschen, die man rasch auf die Palme bringen kann – daher der Spitzname „Palmetto State“.

Der Staat verfügt als einziger über eine Affenkolonie – wo allerdings, müssen die Besucher schon selbst herausfinden, es kann überall sein. Die alten Strukturen funktionieren bestens: Zwei Drittel des Landes sind bewaldet, und davon sind drei Viertel in privater Hand. Der Rest sind Golfplätze – Myrtle Beach nennt sich sogar stolz „Golfhauptstadt der Welt“ – also noch vor Dubai. Obwohl es nicht einmal an der Golfküste liegt. Dort findet sich auch ein Margaritaville, um einmal die Richtung anzudeuten, in die sich das bewegt: Am Strand ist es immer „Five o’clock“.

Die Sklaverei war extrem beliebt, der letzte Lynchmord liegt keine 75 Jahre zurück. Trotz aller Plantagenblamagen waren es schwarze Künstler wie Dizzy Gillespie oder Eartha Kitt, die S. C. als Staat überhaupt auf die Landkarte gebracht haben. Selbst einer der bekanntesten Country-Musiker, Darius Rucker (Charleston), ehemals Frontmann der Rockband Hootie & The Blowjob, ist kein Weisser. Dafür ist David Ball (Spartanburg) einer, ebenso wie Josh Turner (Hannah), dessen sonorer Bass den gesamten Staat mit einem brummenden Grundton versorgt, vor allem das tiefergelegte „low country“ mit seinen 187 Meilen Küste. Auch Nikki Lane (Greenville) ist weiss sowie Ruston Kelly (keiner war kürzer verheiratet mit Kacey Musgraves) aus Georgetown.

Ein anderer Spitzname lautet „Reisstaat“, wobei hier mutmasslich Kochbeutelreis gemeint ist. Auf dem Speisezettel stehen ausserdem die schärfsten Chilischoten der Welt mit über zwei Millionen Scofield auf der nach oben hin offenen Richterskala. Der Staatwildvogel ist der wilde Truthahn, der sich vor allem an Thanksgiving besonderer Aufmerksamkeit erfreuen darf, bevorzugt mit Cranberrysauce.

Tattoos sind in South Carolina noch nicht so arg lange erlaubt, laut einschlägigen Gesetzbüchern sogar noch immer verboten. Pferden ist der Aufenthalt in Badewannen strengstens untersagt, was den Staat nicht eben attraktiver macht. Genau genommen haben wir es mit einem der Landstriche zu tun, wohin FBI-Beamte versetzt werden, wenn sie irgendetwas verbockt haben. Früher waren hier Gottesdienstbesucher verpflichtet, ein Gewehr mit in die Kirche zu nehmen, um ggf. Indianerangriffe abzuwehren. Wir sehen: ein mysteriöser Ort, befremdlich teilweise und dunkel, was vielleicht daran liegt, dass an Sonntagen keine Glühbirnen verkauft werden dürfen.

Politisch hat der Staat zweimal von sich reden gemacht: Einmal durch den stockkonservativen Strom Thurmond, von 1954 bis 2003 fast durchgängig im US-Senat, eigentlich bis weit über sein Ableben hinaus. Schliesslich bei den Vorwahlen im vergangenen Jahr, als Joe Biden seinen ersten Sieg einfahren konnte, was seiner Kampagne den entscheidenden Schub verpasste.

Weil South Carolina nicht eben das EPI-Zentrum der Countrymusik ist, war es diesmal nicht ganz einfach, trotzdem haben wir zehn S.C.-Songs zusammengekriegt:

Josh Turner: South Carolina Low Country

The Outlaws: South Carolina

Benjamin Hyatt Band: South Carolina Tan

Truckstop Darling: South Carolina

Sally Shuffield: South Carolina

Black Bottom Biscuits: My Home Is In South Carolina

Lonely Stars: South Carolina

Duck & Goose: South Carolina

Katie Dwyer: South Carolina

Drew Dixon: South Carolina

Dieser Artikel erschien in der Country Style-Ausgabe Nr. 129/2021.

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