Besser als die Erfindung des Rads. Was dem Steinzeitmenschen womöglich nicht auf Anhieb gelang, schafft Suzie Candell mit „Flames“: fünf Versuche, und alle sitzen. Songwriting, Instrumentierung, Produktion – diese EP ist ein melodisches Kleinod, gesungen von dieser er-wachsenen Frauenstimme, deren laszive Unaufdringlichkeit aus verletzt verwundet machen kann, aus allein einsam und aus betörend unwiderstehlich.
Das Titellied ist perfekter Country-Pop, der jedes Radioprogramm ein Stück weit besser klingen lässt. Late Night Drink feiert still und leise den Moment physischer oder psychischer Erschöpfung, die einen nach langer getaner Arbeit zwischendurch einholt und nach Betäubung lechzt. Das Karussell als Metapher auf den Lauf des Lebens mit all seinen Stop-and-Gos, Rückschlägen und neuen Chancen – nichts Neues, aber noch selten passte dieser Ansatz derart perfekt in die Zeit und klang so gut wie Merry Go Round. Im Herzen eine Kämpferin sein – das muss man wohl, wenn man sich vom Teufel Country-Musik in dessen Bann ziehen lässt. Einen schöneren Country-Song über Zweifel, Gewissheit und eigene Stärke als My Heart Is A Fighter muss man trotzdem erst einmal hinkriegen. Selbst wenn Nobody’s Spell nicht persönlich gefärbt wäre, bliebe es einfühlsame und klanglich hervorragend umgesetzte melancholische Vergangenheitsbewältigung.
Hochkonzentriertes zeitgenössisches Country-Gold.
Dieser Artikel erschien in der Country Style-Ausgabe Juni Nr. 149/2023.
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