Texas – alles 6XL

Wer eine Rundreise mit dem Mietwagen im zweitgrössten Bundesstaat der USA plant, sollte sich folgender Tatsache bewusst sein: The Lonestar State ist fast 17-mal so gross wie die Schweiz bei knapp dreimal mehr Einwohnern. Bei lediglich zwei Wochen Urlaub entscheidet in erster Linie die Planung, ob der Urlaub gelingt. Trotz fast 2.200 abgespulter Meilen mit dem 2011er Chevy Impala von Alamo, war die Reise kein Stress

Im Gegenteil, kaum auf die Interstates eingebogen, Cruise Control (Tempomat) eingeschaltet, Radio auf eine Country-Station eingestellt, lässt sich US-typisch entspannt reisen. Hingegen verleitet der verführerische CHF/US-$-Wechselkurs zum hemmungslosen Shoppen. Wer kann schon bei US-$ 15 für ein paar Wrangler Nein sagen? Wer gleich nochmals zugreift, bekommt zusätzlich noch eine Gratis-CD von George Strait. Ein Abendessen in einem der Texas Roadhouses mit Steak, Salat, reichlich Beilagen und Getränken belastet die VISA-Karte gerade mal mit etwa US-$ 30. Für zwei Personen, wohlverstanden. Nachfolgend ein paar Tipps aus dem Reisetagebuch.

Fort Worth

Die Stockyards sind ein Muss. Mit Stetson und Boots ist man immer noch korrekt gekleidet. Überhaupt fühlt man sich in diesem Teil der Stadt richtig in die Wildwestzeit zurückversetzt. Klar parken an jeder Ecke die fetten Dodge- und Chevrolet-Pick-ups, doch werden zweimal am Tag immer noch Longhorns, eskortiert von Cowboys und –girls, durch die Exchange Avenue getrieben. Auch ein Besuch des National Cowgirl Museum (kein Witz) etwas ausserhalb der Stockyards ist empfehlenswert. Die Ausstellung huldigt den Frauen, die den Westen in den letzten mehr als hundert Jahren mit geprägt haben. Das Museum hat immerhin zwei Stockwerke mit Innenhof und ist auch für Männer durchaus sehenswert.

Dann, ganz unerwartet, doch noch etwas für den echten Cowboy: Auf der gegenüberliegenden Strassenseite in der Amon G. Carter jun. Exhibits Hall fanden die Weltmeisterschaften im Cutting statt. Cutting? Für Nichtcowboys und –girls oder Westernreiter: http://de.wikipedia.org/wiki/Westernreiten#Cutting.

Abilene

Hier lohnt der Besuch des Texas Frontier Museum, das mit tollen Ausstellungen von der Geschichte und Besiedelung des Staates berichtet. Kiowas und Komantschen stritten sich mit den ersten Siedlern um die Jagdgründe, stahlen Pferde und entführten Bleichgesichter.

Palo Duro N. P.

Im Vergleich mit Utah und Arizona kann Texas nicht mit einer so eindrucksvollen Canyon-Landschaft aufwarten. Der Palo Duro N. P. ganz im Norden bietet aber die Möglichkeit für ein paar Hikes (Wanderungen) auf einsamen Trails.

Amarillo

Vom Geist der Route 66 ist nicht viel zu sehen. Überhaupt enttäuschte der ganze 66er-District, der mehr einem Bankenviertel gleicht und am Abend völlig ausgestorben ist. Mag sein, dass im Dezember halt out of season ist, trotzdem, für Route-66-Fans gibt es bessere Orte, wie zum Beispiel Gallup/NM. Hingegen lohnt sich für Horse Lovers der Besuch des American Quarter Horse Museum, das die Geschichte der weltweit bekanntesten Pferderasse wiedergibt. Am Ortsausgang von Amarillo, direkt an der I-40 Richtung Westen, tauchen die Überreste der Cadillac Ranch auf, der zehn im Winkel der Pyramiden vergrabenen Edellimousinen. Viel ist nicht mehr da – ein Albtraum für jeden US-Car-Fan.

Roswell

Kurzer Abstecher in den Nachbarstaat New Mexico. Ufofans und Anhänger von Erich von Däniken sind in Roswell an der richtigen Adresse. Hier soll ja in den Spätvierzigern ein Ufo abgestürzt sein, was von der Regierung bekanntlich nach wie vor dementiert wird. Mit Ufo-Museen und -Shops mit grünen Männchen in der Auslage haftet dem Ort etwas Mystisches an. Sogar die Strassenlaternen sind als Aliens ausgeführt.

El Paso

Wieder zurück in Texas. Im Saddleblanket, einem Shop mit zwei Acres Fläche, kann man sich nicht nur neu einkleiden, sondern auch gleich sein Haus komplett neu einrichten. Allein der Raum mit Westernsätteln oder Boots kann locker mit der Fläche hiesiger Migros-Filialen mithalten. Ein Vorgeschmack unter www.saddleblanket.com.

Big Bend N. P.

Kurz vor dem Big Bend N. P. erreicht man Terlingua, eine Ghost Town, das durch Exhippies und andere Freaks teilweise wiederaufgebaut wurde. Den Shop mit Museum im Zentrum muss man besucht haben. Bei der doppelten Fläche des Kantons Zürich kann man sich im Big Bend leicht verlaufen. Also, Trail Map im Visitors Center mitnehmen, immer auf den markierten Trails bleiben und daran denken, dass aus wohligen 20 Grad tagsüber (im Dezember, wohlverstanden) leicht Minusgrade in der Nacht werden können. Und wilde Tiere gibt es ausserdem.

New Braunfels

Besuch der Familie Dirks, einer Auswandererfamilie aus Deutschland. Kabel 1 berichtete in den letzten Jahren mehrmals darüber. Im Friesenhaus, dem eigenen Restaurant, gibt es deftige Kost aus der Alten Welt. Cornelia und Günther Dirks haben es geschafft und wollen ihr Konzept jetzt landesweit vermarkten. Für Auswanderungswillige mit Ambitionen zum Wirt: www.friesenhausnb.com.

Luckenbach, Texas

Willie Nelson hat recht – es gibt Luckenbach, Texas, das tatsächlich nicht so leicht zu finden ist, da Fans immer wieder das Ortsschild klauen. Selbst das Garmin GPS hatte den Ort nicht in der Datenbank. Pop. 3 – drei Einwohner und ein Shop mit Bar, das an alte Westernfilme erinnert. Gleich daneben steht eine grosse Dancehall mit auf Hochglanz poliertem Holzboden. Ein Traum für jeden Texas-Twostep-Tänzer (Linedance ist weniger bekannt). Ärgerlich, drei Tage später wäre ein Gig mit einem lokalen Country-Sänger gewesen.

San Antonio

The Alamo, den meisten bekannt aus dem gleichnamigen Western von 2004 mit Dennis Quaid und Billy Bob Thornton in den Hauptrollen, ist sehenswert. Hier kämpfte 1836 eine kleine Truppe Texaner zusammen mit ein paar Europäern gegen die mexikanische Übermacht unter Antonio López de Santa Anna. Wer mehr darüber wissen möchte, sollte sich die DVD zulegen oder bei Wikipedia nachlesen.

Letzte Station Dallas/Ft. Worth Int. Airport

Nochmals kurz in die Stockyards, letzte Einkäufe tätigen und unter grossem Widerstand Alamo Car Rental Return anfahren und einchecken.