US-Youngtimer mit Idealmassen

Angenehmes Format: (Bild: Jürg Wick)
Angenehmes Format: (Bild: Jürg Wick)
Eines der letzten GM-Coupés mit Heckantrieb. Kein relevanter Klassiker, aber ein interessantes Auto in der Youngtimer-Szene, weil absolut alltagstauglich.

Henry Ford brachte das Automobil mit seiner effizienten Produktion zwischen 1903 und 1927 unter die Menschen, produzierte von Erfolg zu Erfolg. Lassen wir die von David Dunbar (1854–1929) gegründete Firma Buick vorerst beiseite, bis sie 1910 in General Motors eingegliedert worden war. Alfred P. Sloan (1875–1966), seit 1918 bei GM und ab 1923 Präsident (Chairman von 1937 bis 1956), registrierte frühzeitig, dass Automobile nicht bloss Arbeits- und Transportgeräte sein können, sondern auch Prestigeobjekte. Mit dieser Erkenntnis stabilisierte er das Wachstum von General Motors, während Henry Ford sein T-Modell einstellte und sich Zeit nahm, ein zeitgemäss modernes Auto auf die Räder zu stellen. Wegen seines Erfolgs über fast zwei Jahrzehnte glaubte der als Präsidentschaftskandidat gehandelte Mister Ford wohl, dank der Zuverlässigkeit der Blechliesel die Kunden bei der Stange halten zu können. Der Fortschritt liess sich jedoch nicht aufhalten. Der Ford A geriet zwar zum Erfolg, aber viele Kunden waren bereits zur Konkurrenz abgewandert. Ford und Chevrolet wurden fortan den Arbeitern zugeordnet, Buick als veredelte Chevrolets den Lehrern und Rechtsanwälten, Oldsmobile (noch edlere Chevrolets) den Doktoren und Cadillac den Fabrikdirektoren. Ein Muster, das Ford zwang, die Marke Mercury ins Leben zu rufen.

Die gehobene Positionierung überlebte Buick auch 2008, als GM die Marke Oldsmobile im Zuge der Insolvenz über Bord werfen musste. Nicht zuletzt, weil GM mit Buick auf dem chinesischen Markt sehr erfolgreich durchstartete und bis heute hinter Volkswagen in China die erfolgreichste ausländische Automarke geblieben ist.

V6, 167 Zentimeter schmal

Das 1974 bis 1980 produzierte Buick-Skyhawk-Coupé ist aus heutiger Sicht ein attraktiver Vertreter der ersten Downsizing-Generation und ein klassischer Underdog in der Oldie-Szene. Mit dem Facelifting 1978 wichen die spitz zulaufenden hinteren Seitenfenster eckigen Scheiben. Optisch hat dieses Auto noch etwas Mühe, sich in die Veteranenszene einzuordnen, formatmässig offeriert das aufgewertete Chevrolet-Monza-Coupé mit Heckklappe aber Pluspunkte. Aussenbreite 166 Zentimeter: rund zehn Zentimeter schmaler als ein aktueller Opel Corsa! 1.360 Kilogramm leicht, damit kommen die 117 aus 3,8 Liter Hubraum geschöpften PS locker zurecht. V6 statt V8. Der 90-Grad-V-Motor verhält sich artgerecht diskret, Sound nach innen und aussen schnurrend wie ein Kätzchen. In die Schweiz importierten Amerikanern musste man damals den Katalysator amputieren.

Vergnüglich Fahren

Man avisiert eine Höhe im aargauischen oder luzernischen Mittelland abseits der Hauptstrassen und erfährt unverhofft nur noch selten erlebte Freude am Fahren. Dank der geringen Aussenbreite kann man auch unübersichtliche Kurven einigermassen am Gas durchziehen. Und die Federung benimmt sich dank moderater Bereifung gesittet. Wenn man dann noch das flachgelegte Ladeabteil hinten dazuaddiert, kommt man zu einem attraktiven Auto mit echt praktischen und alltagsrelevanten Qualitäten. Und so wird dann der ausgeschriebene Verkaufspreis von 8.000 Franken interessant für Leute, die zum günstigen Preis ein cooles nicht mehr alltägliches Auto fahren wollen. Automatik und Klima sind drin.

Als Spekulationsobjekt dürfte sich der Skyhawk nicht eignen, aber der Abschreiber dürfte dank der typisch amerikanisch stabilen Substanz gering bleiben oder der Marktwert sogar leicht zulegen.