Bizarre Schönheit auf dem Colorado-Plateau

Der Bryce-Canyon-Nationalpark feiert 100-jähriges Bestehen.

Die 63 Nationalparks gehören zweifellos zu den grössten Attraktionen der USA. Während im vergangenen Jahr das 150-jährige Bestehen des Yellowstone-Nationalparks medial unübersehbar abgefeiert worden ist, kommt ein anderer runder Geburtstag in diesem Jahr oft etwas kurz. Daher gibt es auf diesem Weg eine Gratulation an eine der wohl bizarrsten und einmaligsten Schönheiten auf der Welt – den Bryce-Canyon-Nationalpark.

In den jährlichen Hitlisten der Besucherzahlen rangiert der 145 Quadratkilometer grosse Park im Süden von Utah oft zwar nicht in den Top Ten, dennoch aber ist der Park auf dem Colorado-Plateau sehr beliebt. Im vergangenen Jahr lockte das Naturspektakel knapp 2,4 Millionen Gäste an. Spitzenreiter des Jahres war einmal mehr der Great-Smoky-Mountains-Nationalpark in Tennessee und North Carolina mit 12,9 Millionen Besuchern.

Hauptattraktion des Areals sind die sogenannten Hoodoos. Diesen Namen haben die Amerikaner den skurril geformten Sandsteintürmen gegeben, die hier in unzähliger Zahl in Amphitheatern  in den Himmel ragen. Sehenswerte Canyons haben viele Nationalparks im Angebot, wer aber die Gesteinsformationen in dem nach dem Einwanderer Ebenezer Bryce benannten Park einmal gesehen hat, wird diese in der Kategorie „unvergessliche Erlebnisse“ abspeichern.

Der Bryce Canyon ist kein klassischer Canyon, weil das Gebiet nicht wie in anderen Nationalparks durch einen Fluss geformt wurde, sondern durch Erosionen. Die eisenreichen und kalkhaltigen Gesteine wurden in einem Süsswasserseebecken abgelagert, das sich wiederholt gefüllt und entleert hat. Die Existenz der einzigartig geformten Felsnadeln ist also auf das Zusammenspiel von Wind, Wasser und Eis zurückzuführen.

Da der Grossteil der Amerikaner gern möglichst bequem zu den Naturschönheiten unterwegs ist, führt die 29 Kilometer lange Hauptstrasse in Nord-Süd-Richtung durch den Park nicht nur unmittelbar am Plateaurand vorbei, sondern bietet eine Vielzahl an Aussichtsplattformen.

Da die vorhandenen Parkplätze dabei teils nicht für die hohe Frequenz an Besucherfahrzeugen ausreichen, gibt es im Park von April bis Oktober eine Alternative mit kostenlos nutzbaren Bussen, die alle 15 Minuten die beliebtesten Punkte im Park anfahren. Wer bei der Reise den tiefdunklen Nachthimmel, in dem in mondlosen Nächten über 7.500 Sterne zu sehen sind, ebenfalls geniessen möchte, sollte die Betriebszeiten der Busse beachten, die in der Regel vor dem Sonnenuntergang ihren Dienst einstellen.

Die Übernachtungsmöglichkeiten innerhalb des Parks sind überschaubar. Die historische Lodge besteht aus Motelzimmern und Hütten und ist in der Regel in den Hochreisezeiten zwischen Memorial Day im Mai und Anfang September ausgebucht – es sei denn, Interessierte reservieren ihre Zimmer mindestens ein halbes Jahr vor dem geplanten Aufenthalt. Wer kurzfristiger und preisbewusster unterwegs ist, kann unter anderem im Örtchen Tropic, das mit dem Auto keine 20 Minuten vom Parkeingang entfernt ist, auf die Suche nach einer Unterkunft gehen. Für Wohnmobilisten stehen zwei Campingplätze im Park zur Verfügung.

Besucher, die nicht nur den beeindruckenden Blick von oben auf die unregelmässig erodierten Gesteinstürme geniessen möchten, können die Perspektive unter anderem bei einer Wanderung wechseln. Festes Schuhwerk, Sonnenschutz samt Kopfbedeckung und Getränke sollten im Sommer dabei auf jeden Fall zur Ausstattung gehören.

Der Nationalpark hält insgesamt 95 Kilometer an Wanderwegen für bewegungsfreudige Besucher bereit. Wer dabei ortskundige Begleitung wünscht, sollte im Besucherzentrum nach den kostenlosen Ranger-Programmen fragen. Von Cowboys geführte Ausritte gibt es auch. Diese werden ab einem Preis von 65 Dollar vom Frühling bis in den Herbst hinein angeboten.

Etwa 200 Vogelarten, 70 verschiedene Säugetiere sowie diverse Reptilienarten haben in dem Areal ihr Zuhause gefunden. Besonders bei Touristen beliebt sind die kleinen Präriehunde. Nicht minder putzig anzusehen sind die Uinta-Streifenhörnchen, die gern auch Essensreste der Besucher vertilgen.

Als Nationaldenkmal gründete Warren Harding, der 29. Präsident der USA, den Bryce Canyon am 8. Juni 1923. Am 25. Februar 1928 wurde der Name „Utah National Park“ in „Bryce Canyon National Park“ geändert. Nachdem die Bedingungen des Kongressgesetzes erfüllt wurden, durfte am 15. September 1928 der Bryce-Canyon-Nationalpark offiziell gegründet werden.

„Ich weiss nicht, was das nächste Jahrhundert für den Bryce Canyon oder die Menschen bringen wird. Aber ich weiss, was sich nicht ändern darf: eine Gruppe engagierter Verwalter, die mit ihrer Arbeit weitermachen, um diesen magischen Ort für diese und zukünftige Generationen zu schützen und zu bewahren“, so Parkaufseher Jim Ireland anlässlich des laufenden Jubiläumsjahres.